Wie lebt es sich mit der Erinnerung an den Holocaust? Die Selbsthilfeorganisation Amcha engagiert sich für ein Gedenken, das die Überlebenden der Schoah nicht vergisst. Im Auftrag der Organisation reiste laif core Fotografin Helena Schätzle nach Israel, um über viele Monate hinweg Menschen und ihre Familien zu begleiten. In drei Generationen zeichnet sie die Spuren einer Vergangenheit nach, die sich nicht vergessen lässt: „Momente, die geprägt sind von tiefer Einsamkeit, Angst, Trauer und den damit verbundenen Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen. Aber auch von Hoffnung, von wiedergewonnener Freude an der Gegenwart und einer zutiefst beeindruckenden Vitalität und Lebensbejahung,“ so die Fotografin. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich immer wieder mit Traumata und deren psychosozialen Folgen. Dass sie den Betroffenen mit ehrlichem Interesse begegnet und sich viel Zeit nimmt, um sie im Alltag zu begleiten, ist sicherlich eines der wichtigsten Merkmale von Schätzles Arbeit. Auf dieser Vertrauensbasis entstehen vielschichtige Momentaufnahmen, in denen sich ganze Lebensgeschichten widerspiegeln.
Die Arbeit „Leben nach dem Überleben“ wurde im Auswärtigen Amt und im Garten des Schloss Bellevue gezeigt. Im Rahmen der Ausstellung fanden moderierte Führungen und ein Werkstattgespräch statt, außerdem ist ein Buch im Nimbus Verlag erschienen. Neben Fotos und Interviews mit den Überlebenden sind kurze Filme entstanden (zu sehen unter http://amcha.de). Schätzles Arbeit fand nicht nur in Deutschland große Resonanz, sondern wurde auch im israelischen Fernsehen vorgestellt.
Das sagt Lukas Welz, Vorstandsvorsitzender des Amcha Deutschland e.V.:
„Aus unserer Sicht gehört Helena Schätzle zu den wenigen jungen deutschen Fototalenten, die es gleichzeitig schaffen, eine fotografische Ästhetik mit der notwendigen Sensibilität für das Dokumentieren sozial komplexer Zusammenhänge umzusetzen. Sie hat es geschafft, eine eigene Bildsprache zu entwickeln, die Gedanken und Emotionen – eigentlich nicht bebilderbare, da kaum sichtbare Aspekte von Traumata – einfängt und so fotografisch dokumentiert. Die Arbeit entstand und war auch nur möglich durch eine enge Zusammenarbeit mit den Porträtierten, was wiederum hohes Einfühlungsvermögen, viel Zeit und Energie braucht, um dieses Zusammenwirken zu ermöglichen.
Wir sind sehr dankbar, mit Helena Schätzle eine in all diesen Aspekten so herausragende Fotografin für das Projekt und unsere Anliegen gewonnen zu haben.“